Quo Vadis, Verkehrswende Hamburg?​

Die Hamburger Verkehrswende wendet den Verkehr nicht. Das ist die ernüchternde bisherige Bilanz. Seit Jahren nehmen Autoverkehr und CO₂-Emissionen kaum ab, die Anzahl der zugelassenen Pkw wächst sogar, teilweise schneller als die Bevölkerung. Obwohl der Hamburger Senat die Verkehrswende beschlossen hat, steht Hamburg beim Bundesländerindex Mobilität und Umwelt auf dem drittletzten Platz.
Woran das liegt? Am zu zaghaften Agieren einer Politik, die sich weiterhin vor dem Groll der autofahrenden Hamburger:innen fürchtet. Dabei könnten sich 82% von ihnen vorstellen, auf den ÖPNV umzusteigen, 60% auf das Fahrrad, sie tun es jedoch aufgrund der mangelnden Sicherheit im Straßenverkehr nicht.
Was muss passieren? Ein Blick in andere Städte zeigt: Viele von ihnen haben die Verkehrswende bereits erfolgreich angestoßen. Und sie fand dort die Unterstützung der Bevölkerung, nachdem diese die positiven Effekte auf die Lebensqualität spürte. Fast niemand wollte eine Stadt voller fahrender und parkender Autos zurück. Auf Basis einer Studie, die die effektivsten Maßnahmen ausgewertet hat, haben wir 10 Forderungen für eine wirksame Verkehrswende zusammengestellt.

Wie eine Verkehrswende mit Push- und Pull-Maßnahmen in Hamburg aussehen könnte, zeigt Jan Kamensky in seiner Visual-Utopia-Reihe, hier am Beispiel des Glockengießerwalls/der Lombardsbrücke. Bildquelle: Hamburg: Kunsthalle by Jan Kamensky, CC BY-NC-SA 4.0

Die Bedeutung des Parkraummanagements

Antwort auf die Forderungen der Handelskammer zum Bewohnerparken

Die Handelskammer äußert berechtigte Kritik am Konzept des Bewohnerparkens, denn Gewerbetreibende müssen Ausnahmegenehmigungen beantragen, häufig ohne Erfolg.
Die Handelskammer fordert allerdings auch einen Stopp der Umwidmung von Parkplätzen. Dies lehnen wir entschieden ab. Vielmehr muss die Umwidmung aus weiter ausgedehnt werden, u.a. aus folgenden Gründen:

  • Flächengerechtigkeit: Momentan nehmen Autos einen Großteil der Verkehrsfläche in Anspruch, obwohl nur ca. ein Drittel der Wege mit dem Auto zurückgelegt werden.
  • Verkehrswende: Die Handelskammer fordert, dass erst die Alternativen zum Pkw attraktiver gemacht werden, bevor Parkraum verringert wird. Ohne gerechtere Aufteilung der Fläche mit deutlich mehr Platz für Radfahrenden und Fußgänger:innen und eigene Spuren für z.B. Busse und Shuttles werden diese Alternativen zum Pkw aber nicht deutlich an Attraktivität gewinnen.
  • Klimaresilienz: Ein Teil der zurzeit versiegelten Verkehrsfläche muss entsiegelt und begrünt werden, um die Stadt widerstandsfähiger gegen Hitzewellen und Starkregen zu machen.
Daher muss Straßenparkraum umgewidmet und das Parken soweit wie möglich von der Straße weg in Parkhäuser verlagert werden. Ein Teil der freigewordenen Fläche kann als Halte- und Ladezonen für Gewerbetreibende reserviert werden. Kurzzeit-Straßenparkplätze müssen spätestens ab der dritten Stunde so teuer sein, dass ein Anreiz zum Parken in Parkhäusern besteht.